Wo froh Musik erklingt, und man mit Freunden singt,
ist Ihre Polizei mit Herz und Stimm´dabei.

(Otto Möginger)

Verbandshistorie

Ganz sicher war es gestern und ist es auch heute die Aufgabe der Polizei, an erster Stelle alles zu tun, was dem Sicherheitsbedürfnis der Bürger dient: der Kriminalität entgegen zuwirken, Rechtsbrecher festzunehmen und darum bemüht zu sein, dass im Straßenverkehr die Zahl der Opfer zurückgeht und auch sonst Schaden von den Bürgerinnen und Bürgern im Lande abzuwenden.

Daneben aber engagieren sich Polizeibedienstete gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern in einem Bereich, den man von ihnen eigentlich gar nicht erwartet: sie musizieren und singen in Polizeiorchestern und Polizeichören und tragen bei Konzerten und öffentlichen Auftritten zum kulturellen Leben unseres Landes bei. Darüberhinaus vermitteln sie bei zahlreichen Chorreisen im In- und Ausland ein sympathisches Bild unserer Polizei und wirken so als Botschafter unseres Gemeinwesens. Diese besondere Form eines sowohl kulturellen als auch sozialen Engagements hat eine lange Tradition: seit mehr als 100 Jahren gibt es in Deutschland Polizeichöre; Beispiel Berlin, wo seinerzeit noch durch eine königliche „Allerhöchste Kabinettsordre“ der „Polizei Sängerchor“ allerhöchste Bestätigung erfuhr.

Im Jahre 1929 gründete sich im Ruhrgebiet mit der „Interessengemeinschaft Rheinisch - Westfälischer Polizeigesangvereine“ eine erste regional Dachorganisation der Polizeichöre. Mit der Übernahme der Schirmherrschaft durch den damaligen preußischen Innenminister Carl Severing erhielt dieser erste polizeiliche „Sängerüberbund“ die dienstliche und öffentliche Anerkennung seiner ehrenamtlichen Tätigkeit.

Der Zweite Weltkrieg zerschlug vieles, was engagierte Sänger bis dato aufgebaut hatten und es dauerte bis 1952, als nach etlichen Wiedergründungen und Neugründungen von Polizeichören der Wunsch nach einem gemeinsamen Dach sich erneut erfüllte – und diesmal auf Dauer: In Gelsenkirchen wurde der „Sängerbund der Deutschen Polizei“ gegründet. Und wieder nahmen sich die Bundesinnenminister, als erster Herr Dr. Lehr, als Schirmherren der Geschicke des Polizeigesangs an, geleitet von der Erkenntnis, dass Musik als verbindendes Element zwischen Bürger und Polizei außer Konkurrenz steht.

Heute verfügt der Chorverband der Deutschen Polizei mit seinen 72 Mitgliedschören über eine breite landesmannschaftliche Palette: der singende Bayer und der singende Hanseat, der Schwabe, der Rheinländer, Franke und Westfale, sie alle haben eines gemeinsam: sie sind Ordnungshüter, die - gemeinsam mit Bürgern anderer Berufe - auf besondere Weise Sympathiewerbung für die Polizei betreiben.

Auch das Spektrum der Polizeichöre hat sich mit dem Wandel des Berufsbildes geändert: war der Polizeichor zur Gründerzeit und viele Jahre danach eine rein männliche Domäne, so haben sich mit der Öffnung des Polizeiberufs für weibliche Bedienstete (in der BRD in den 80er Jahren) folgerichtig Polizei-Frauenchöre sowie gemischte Chöre gebildet.

Mit der Wiedervereinigung erfuhr dieses Spektrum ab 1990 eine erfreuliche Erweiterung: Polizeichöre aus dem Osten unserer Republik traten unserem „Sängerbund“ bei und so bereichern längst der Kollege aus Sachsen, die Kollegin aus Thüringen wie auch Bürgerinnen und Bürger aus Mecklenburg Vorpommern den vielstimmigen und bundesweiten Chor der Polizei.

Organisation

Der Chorverband der Deutschen Polizei ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Der Bundesvorsitzende sowie der Geschäftsführende Bundesvorstand werden unterstützt durch mehrere Beisitzer, die als Regionalvertreter die Interessen der ihnen zugeordneten Chöre wahrnehmen. Der jährlich stattfindende Bundesdelegiertentag ist das oberste Organ des Vereins. Der Chorverband vereint unter seinem Dach die Deutschen Polizeichöre sowie assoziierte Mitgliedschöre aus Kanada, Lettland und den Niederlanden.

Summiert man aktive Sängerinnen und Sänger sowie die zahlreichen fördernden Mitglieder so zählt der Chorverband der Deutschen Polizei knapp 10.000 Mitglieder.

Vereinszweck im Wandel

Alten Vereinssatzungen ist zu entnehmen, dass mit den ersten Chorgründungen die Absicht verfolgt wurde, rein berufsständische Chöre – wie auch in anderen Berufsgruppen damals üblich - für sangesfreudige Polizeibedienstete ins Leben zu rufen. Die Chöre sollten nicht nur ein „Aushängeschild“ sein für diesen Berufsstand, sondern auch ein Angebot bereitstellen für das soziale Miteinander von der gemeinsamen Feier bis zur gegenseitigen Fürsorge.

Manche Reise zum Beispiel, die der Chor als solcher organisieren konnte, wäre dem Sänger individuell gar nicht möglich gewesen. Dies ist heute nicht mehr so und somit hat der heutige Chor diese spezielle Attraktivität nicht mehr. Geblieben ist, und dies in zunehmendem Maße, der Gesang als ein anspruchsvolles Gemeinschaftserlebnis, bei dem sowohl der eigene Anspruch an Leistung und Ausdauer, als auch das – durchaus beglückenden - Erfolgserlebnis nach einem gelungenen Konzert eine wesentliche Rolle spielen.

Der Chorverband der Deutschen Polizei hat diese Interessenverschiebung erkannt und setzt bei der – zunehmend schwieriger werdenden – Nachwuchswerbung weniger auf soziale als vielmehr auf kulturelle und leistungsorientierte Anreize; der Projektchor sei hier nur als ein mögliches Instrument genannt.

Das Wesen des Polizeichores hat sich gewandelt, war es früher ein rein berufsständischer Chor, so haben heute – von Chor zu Chor in unterschiedlicher Zahl - auch sangesfreudige Bürgerinnen und Bürger den Weg in die Gemeinschaft der Sängerinnen und Sänger gefunden. Die Gründe sind unterschiedlich, sei es das Streben nach qualitativer Verbesserung, sei es der Wunsch, mit dem befreundeten Nicht-Polizisten das gemeinsame Hobby zu teilen, sei es schlichte Nachwuchs-Not. Das Ergebnis jedoch ist ein einheitlich positives: nirgendwo ist die Beziehung Bürger und Polizei inniger und positiver als im gemeinsamen Polizeichor. Eine wertvollere Öffentlichkeitsarbeit gibt es nicht.

Diese Entwicklung hat allerdings zu der berechtigten Frage geführt, ob und wann sich ein Chor noch „Polizeichor“ nennen darf; in unserem Chorverband sind darüber sehr ernsthafte und auch kontroverse Debatten geführt worden. Heute haben wir ebenso wie die dienstlich Verantwortlichen einen klaren Standpunkt: es ist nicht entscheidend, wie viele Polizeibeamte im Chor sind sondern ob der Chor im Interesse polizeilicher Öffentlichkeitsarbeit agiert; die in aller Regel geübte Schirmherrschaft der oder des Polizeipräsidenten ist der sichtbare Ausdruck dieses Prädikats.

Öffentlichkeitsarbeit und Zukunftsaussichten

Jede Organisation, so auch die Polizei, muss an einem positiven Image interessiert sein. Dazu ist das hoheitliche Handeln der Polizei, oftmals mit Eingriffscharakter versehen, nicht immer geeignet. Kluge Köpfe in der Polizeiführung haben die besondere Bedeutung und das Erfordernis polizeilicher Öffentlichkeitsarbeit erkannt und in vielen Bundesländern in Form verbindlicher Regelungen festgeschrieben, so sieht z.B. der entsprechende Erlass in Nordrhein-Westfalen die Polizeichöre als geeignetes Mittel der Öffentlichkeitsarbeit ausdrücklich vor.

Als eines unter zahlreichen Beispielen konkreter Öffentlichkeitsarbeit sei hier die langjährige und erfolgreiche Konzertreihe „Bürger und Polizei singen und musizieren“ genannt, weiterhin die erfolgreichen Projektchor-Veranstaltungen „Cäcilienmesse“ (1856 von Charles Gounod) unter Mitwirkung aller Polizeichöre Nordrhein-Westfalens, d.h. beeindruckende 300 Sängerinnen und Sänger plus Polizei-Orchester auf der Bühne.

Die Wertlegungen der Gesellschaft sind einem ständigen Wandel unterworfen, vor diesem Hintergrund werden und können Polizeichöre nicht bleiben, wie sie zu Gründerzeiten sich dargestellt haben. Das Freizeitverhalten moderner Menschen ist ein völlig anderes geworden: weg von der Konzentration auf nur ein Hobby und hin zu vielfältigen und kurzfristigen Aktivitäten, von event zu event. Das Dauerhafte ist vielfach dem Sprunghaften gewichen. Der Chorverband der Deutschen Polizei wird diesem Wandel weiterhin Rechnung tragen und Modelle zur Nachwuchsgewinnung, Präsentation und Selbstverständnis der Polizeichöre erarbeiten.

Eines ist allerdings sicher: Singen ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, es wird fortbestehen und dies hoffentlich auch in der Form der Polizeichöre. Dies wird gelingen, wenn wir insbesondere das beherzigen, was der Vorsitzende des Chores der Polizei München unlängst in eine Kolumne der Süddeutschen Zeitung anmahnte. „es geht immer darum, die Herzen der Menschen zu erreichen“